4.2.3. Neues Installationsprogramm
Das Red Hat Enterprise Linux Installationsprogramm Anaconda wurde überarbeitet und verbessert, um den Installationsvorgang für Red Hat Enterprise Linux 7 zu verbessern.
Das aktualisierte Installationsprogramm umfasst:
- Eine neue grafische Benutzeroberfläche, die schneller und flexibler ist und weniger Eingaben vom Benutzer erfordert.
- Unterstützung für LVM Thin Provisioning.
- Installationsunterstützung für btrfs. (Beachten Sie jedoch, dass btrfs in Red Hat Enterprise Linux 7 eine Technologievorschau ist.)
- Verbesserte Lokalisierungsunterstützung.
- Unterstützung für direkt formatierte und unpartitionierte Geräte.
- Unterstützung für die Teaming- und Bonding-Netzwerktechnologien.
- Unterstützung zur automatischen Auswahl der richtigen Tastaturbelegung, Sprache und Zeitzone. (Hierfür ist eine Netzwerkverbindung erforderlich.) Werte, die automatisch erkannt und gesetzt wurden, werden durch Werte überschrieben, die manuell festgelegt werden.
- Von DHCP bereitgestellte NTP-Server werden nun automatisch verwendet.
- Kickstart-Integration für den
realmd
DBus-Dienst, für Active Directory und für FreeIPA. - Ein neuer Textmodus, der auf IBM System z und PowerPC Systemen funktioniert, sowie auf seriellen Konsolen. Der Textmodus stellt eine Untergruppe der Features des grafischen Installationsprogramms bereit.
Dieses neue Installationsprogramm enthält ebenfalls einige wichtige Änderungen.
- Bislang erforderte die Konfiguration des Speichers vom Benutzer umfassende technische Kenntnisse seines Speichersystems. In Red Hat Enterprise Linux 7 wurde die Speicherkonfiguration überarbeitet, so dass Benutzer nur noch minimale Angaben zur Konfiguration des Speichers machen müssen.
- Anaconda verwendet nun den
inst.repo
Parameter, um Installationsorte für Netzwerk etc. festzulegen, anstelle des root-Parameters. - Die detaillierte Paketauswahl in der grafischen Installationsoberfläche wurde ersetzt durch den Bildschirm zur Softwareauswahl. Software wurde unterteilt in Umgebungen und Add-Ons. Benutzer können eine Umgebung und eine beliebige Anzahl Add-Ons auswählen. Kickstart-Installationen behalten weiterhin die volle Kontrolle über die bei der Installation ausgewählten Pakete.
Weitere Details über alle erwähnten Features finden Sie im Red Hat Enterprise Linux 7 Installationshandbuch, verfügbar unter http://access.redhat.com/site/documentation/Red_Hat_Enterprise_Linux/.
4.2.3.1. Änderungen an Boot-Parametern
4.2.3.1.1. Angabe von Boot-Parametern
Boot-Optionen, die spezifisch für das Installationsprogramm sind, werden in diesem Handbuch mit dem Präfix
inst.
versehen. Derzeit ist dieses Präfix optional in Red Hat Enterprise Linux 7: resolution=1024x768
funktioniert genauso wie inst.resolution=1024x768
. Allerdings wird dieses Präfix in zukünftigen Releases zwingend notwendig sein, weshalb der Parameter ohne Präfix als veraltet gilt.
4.2.3.1.2. Änderungen an Boot-Parametern
Das neue Installationsprogramm verwendet Dracut zur Konfiguration von Festplatten und dem Netzwerk. Infolgedessen haben sich einige Kernel-Befehlszeilenbootparameter von Red Hat Enterprise Linux 6 auf Red Hat Enterprise Linux 7 geändert.
4.2.3.1.2.1. Neue Parameter
- inst.stage2
- Gibt den Speicherort des zu ladenden Laufzeit-Images des Installationsprogramms an. Die Syntax ist identisch mit der Syntax des
inst.repo
Parameters. Diese Option ignoriert alles außer dem Image; sie kann nicht zur Angabe von Paketspeicherorten verwendet werden. - inst.dd
- Aktualisiert ein Treiberpaket mit einem Paket am angegebenen Speicherort. Diese Option kann mehrmals verwendet werden. Die Speicherortsyntax ist identisch mit der Speicherortsyntax des
inst.repo
Parameters. - inst.geoloc
- Konfiguriert die Verwendung von Geolocation im Installationsprogramm, um die Sprache und die Zeitzone voreinzustellen. Der Standardwert ist
provider_fedora_geoip
. Gültige Werte sind nachfolgend aufgeführt.Tabelle 4.1. Geolocation-Werte WertEffekt0Deaktiviert Geolocationprovider_fedora_geoipVerwendet die Fedora GeoIP-APIprovider_hostipVerwendet die Hostip.info GeoIP-API - inst.usefbx
- Gibt an, dass der Frame Buffer X Treiber verwendet werden soll anstelle eines hardwarespezifischen Treibers. Diese Option ist äquivalent zu
inst.xdriver=fbdev
. - bootdev
- Gibt die Boot-Schnittstelle an. Diese Option ist erforderlich, falls
ip
mehr als einmal angegeben wird. - inst.multilib
- Konfiguriert das System für multilib-Pakete, um beispielsweise die Installation von 32-Bit-Paketen auf einem 64-Bit-System zu ermöglichen.
- gpt
- Installiert Partitionierungsinformationen in eine GUID-Partitionstabelle (GPT) anstelle des Master Boot Record (MBR).
- inst.virtiolog
- Gibt einen virtio-Port zum Weiterleiten von Protokollen an. Der Standardwert ist
org.fedoraproject.anaconda.log.0
. Falls dieser Port existiert, wird er verwendet. - rd.dasd
- Akzeptiert eine Direct Access Storage Device (DASD) Adaptergerätebus-ID sowie optional eine kommagetrennte Liste mit
sysfs
Parameter-/Wertepaaren. Aktiviert das DASD mit der angegebenen Gerätebus-ID und legt die angegebenensysfs
Parameter auf die gewünschten Werte fest, zum Beispielrd.dasd=adaptor_id,readonly=0
. Dieser Parameter kann mehrmals angegeben werden, um mehrere DASDs zu aktivieren. - rd.zfcp
- Akzeptiert eine SCSI over FCP (zFCP) Adaptergerätebus-ID, einen World Wide Port Name (WWPN) und eine FCP LUN. Aktiviert das zFCP-Gerät mit der angegebenen Gerätebus-ID, dem angegebenen Portnamen und der angegebenen LUN. Dieser Parameter kann mehrmals angegeben werden, um mehrere zFCP-Geräte zu aktivieren.
rd.zfcp=0.0.4000,0x5005076300C213e9,0x5022000000000000
- rd.znet
- Akzeptiert einen Netzwerkprotokolltyp, eine kommagetrennte Liste mit Unterkanälen sowie optional eine Liste mit kommagetrennten
sysfs
Parameter-/Wertepaaren. Aktiviert den System z Netzwerkgerätetreiber für das angegebene Protokoll, richtet die angegebenen Unterkanäle ein und legt die angegebenen Parameter fest. Dieser Parameter kann mehrmals angegeben werden, um mehrere Netzwerkgeräte zu aktivieren.rd.znet=qeth,0.0.0600,0.0.0601,0.0.0602,layer2=1,portname=foo rd.znet=ctc,0.0.0600,0.0.0601,protocol=bar
4.2.3.1.2.2. Geänderte Parameter
- inst.ks.sendmac
- Vormals
kssendmac
. Fügt Header an ausgehende HTTP-Anfragen an mit der MAC-Adresse aller Netzwerkschnittstellen. Dies ist hilfreich bei der Verwendung voninst.ks=http
zur Provisionierung von Systemen. - nameserver
- Vormals
dns
. Legt die Adresse des Nameservers fest. Diese Option kann mehrmals verwendet werden.
4.2.3.1.2.3. Veraltete Parameter
Optionen in dieser Liste sind veraltet. Sie funktionieren zwar noch, doch es gibt neuere Optionen mit derselben Funktionalität. Veraltete Optionen sollten nicht verwendet werden; aus zukünftigen Releases werden sie planmäßig entfernt.
- updates
- Gab den Speicherort der Aktualisierungen für das Installationsprogramm an. Verwenden Sie stattdessen die
inst.updates
Option. - method
- Konfigurierte die Installationsmethode. Verwenden Sie stattdessen die
inst.repo=
Option. - repo
- Gab in NFS-Installationen an, dass es sich beim Ziel um ein ISO-Image handelte, das sich auf einem NFS-Server befand anstatt in einer installierbaren Struktur. Dieser Unterschied wird nun automatisch erkannt, was diese Option identisch macht mit
inst.repo=nfs:server:/path
. - dns
- Konfigurierte den Domain Name Server (DNS). Verwenden Sie stattdessen die Option
nameserver=
. - netmask, gateway, hostname, ip, ipv6
- Diese Optionen wurden in der
ip
Option zusammengefasst. - ip=bootif
- Gab die
BOOTIF
Option an, die bei der Installation von einem PXE-Server verwendet wurde. Dies wird nun automatisch erkannt. - ksdevice
- Konfigurierte das Netzwerkgerät, das während einer Kickstart-Installation verwendet werden sollte. Verschiedene Werte für diesen Parameter wurden durch verschiedene Parameter ersetzt, wie in der folgenden Tabelle aufgezeigt.
Tabelle 4.2. Kickstart-Parameterwerte WertDerzeitiges VerhaltenNicht vorhandenVersucht, alle Geräte mit DHCP zu aktivieren, sofern Gerät und Konfiguration nicht mit denip
oderBOOTIF
Optionen spezifiziert sind.ksdevice=linkIgnoriert (identisch mit dem Standardverhalten).ksdevice=bootifIgnoriert (BOOTIF
wird als Standard verwendet, falls angegeben).ksdevice=ibftErsetzt durch die dracut Optionip=ibft
.ksdevice=MACErsetzt durchBOOTIF=MAC
.ksdevice=deviceErsetzt durch die Gerätespezifikation in der dracut Optionip
. - blacklist
- Zum Deaktivieren angegebener Treiber verwendet. Dies wird nun von der dracut Option
rd.driver.blacklist
gehandhabt mit der folgenden Syntax:rd.driver.blacklist=mod1,mod2,...
- nofirewire
- Deaktivierte die Unterstützung für die FireWire-Schnittstelle. Sie können den FireWire-Treiber (firewire_ohci) deaktivieren, indem Sie stattdessen die Option
rd.driver.blacklist
verwenden:rd.driver.blacklist=firewire_ohci
4.2.3.1.2.4. Entfernte Parameter
Die folgenden Optionen wurden entfernt. Sie waren in früheren Releases von Red Hat Enterprise Linux vorhanden, können jedoch nicht länger verwendet werden.
- serial
- Diese Option zwang Anaconda zur Verwendung der
/dev/ttyS0
Konsole zur Ausgabe. Verwenden Sie stattdessen denconsole
Parameter, um die/dev/ttyS0
Konsole (oder ähnlich) anzugeben. - essid, wepkey, wpakey
- Konfigurierte den Zugriff auf Funknetzwerke. Die Netzwerkkonfiguration wird nun von dracut gehandhabt, der kein kabelloses Netzwerk unterstützt, wodurch diese Optionen nutzlos wurden.
- ethtool
- Wurde in der Vergangenheit dazu verwendet, zusätzliche Low-Level-Netzwerkeinstellungen zu konfigurieren. Alle Netzwerkeinstellungen werden nun von der
ip
Option gehandhabt. - gdb
- Ermöglichte die Suche und Bereinigung von Programmfehlern im Bootloader. Verwenden Sie stattdessen
rd.debug
. - inst.mediacheck
- Überprüfte das Installationsmedium, bevor die Installation begonnen wurde. Dies wurde ersetzt durch die
rd.live.check
Option. - ks=floppy
- Gab eine Floppy-Diskette als Quelle der Kickstart-Datei an. Floppy-Diskettenlaufwerke werden als Boot-Medium nicht mehr unterstützt.
- display
- Konfigurierte einen entfernten Bildschirm. Ersetzt durch die
inst.vnc
Option. - utf8
- Zusätzliche UTF8-Unterstützung bei der Installation im Textmodus. UTF8-Unterstützung ist nun standardmäßig aktiviert.
- noipv6
- Deaktivierte die IPv6-Unterstützung im Installationsprogramm. IPv6 ist nun in den Kernel integriert, so dass der Treiber nicht auf die Blacklist gesetzt werden kann. Es ist jedoch möglich, IPv6 mithilfe der dracut Option
ipv6.disable
zu deaktivieren. - upgradeany
- Upgrades haben sich in Red Hat Enterprise Linux 7 geändert. Weitere Informationen finden Sie unter Kapitel 3, Upgrade-Werkzeuge oder im Red Hat Enterprise Linux 7 Installationshandbuch, verfügbar unter http://access.redhat.com/site/documentation/Red_Hat_Enterprise_Linux/.
- vlanid
- Konfigurierte ein VLAN-Gerät. Ersetzt durch die dracut Option
vlan
.