Kapitel 5. Konfiguration des Red Hat Hochverfügbarkeits-Add-Ons mit dem ccs Befehl
Ab der Red Hat Enterprise Linux 6.1 Release bietet das Red Hat Hochverfügbarkeits-Add-On Unterstützung für den
ccs
Cluster-Konfigurationsbefehl. Der ccs
Befehl ermöglicht es einem Administrator, die cluster.conf
Cluster-Konfigurationsdatei zu erstellen, zu bearbeiten, oder anzusehen. Sie können den ccs
Befehl verwenden, um eine Cluster-Konfigurationsdatei auf einem lokalen System oder auf einem entfernten Knoten zu konfigurieren. Mithilfe des ccs
Befehls kann ein Administrator zudem die Cluster-Dienste auf einem oder allen Knoten in einem konfigurierten Cluster starten oder stoppen.
Dieses Kapitel beschreibt die Konfiguration der Red Hat Hochverfügbarkeits-Add-On-Software mithilfe des
ccs
Befehls. Informationen über die Verwendung des ccs
Befehls zur Verwaltung eines laufenden Clusters finden Sie in Kapitel 6, Verwaltung des Red Hat Hochverfügbarkeits-Add-Ons mit ccs.
Dieses Kapitel umfasst die folgenden Abschnitte:
Anmerkung
Stellen Sie sicher, dass Ihre Bereitstellung des Red Hat Hochverfügbarkeits-Add-Ons Ihren Anforderungen gerecht wird und unterstützt werden kann. Beratschlagen Sie sich dazu ggf. mit einem autorisierten Red Hat Vertreter, um Ihre Konfiguration vor der Bereitstellung zu prüfen. Berücksichtigen Sie zudem eine gewisse Zeit für einen Burn-In-Test, um die Konfiguration auf mögliche Ausfälle zu überprüfen.
Anmerkung
Dieses Kapitel verweist auf häufig verwendete
cluster.conf
Elemente und Parameter. Eine vollständige Liste samt Beschreibung aller cluster.conf
Elemente und Parameter finden Sie im Cluster-Schema unter /usr/share/cluster/cluster.rng
und das kommentierte Schema unter /usr/share/doc/cman-X.Y.ZZ/cluster_conf.html
(zum Beispiel /usr/share/doc/cman-3.0.12/cluster_conf.html
).
5.1. Überblick über operationale Aspekte
Dieser Abschnitt beschreibt die folgenden, allgemeinen operationalen Aspekte des
ccs
Befehls zur Konfiguration eines Clusters:
5.1.1. Erstellen der Cluster-Konfigurationsdatei auf einem lokalen System
Mithilfe des
ccs
Befehls können Sie eine Cluster-Konfigurationsdatei auf einem Cluster-Knoten erstellen, oder Sie können eine Cluster-Konfigurationsdatei auf einem lokalen Dateisystem erstellen und diese Datei anschließend auf einen Host in einem Cluster übertragen. Dies ermöglicht Ihnen, auf einem lokalen Rechner an der Datei zu arbeiten, diese unter Versionskontrolle zu verwalten, oder sie anderweitig je nach Bedarf zu kennzeichnen. Der ccs
Befehl erfordert keine Root-Privilegien.
Wenn Sie mit dem
ccs
Befehl eine Cluster-Konfigurationsdatei auf einem Cluster-Knoten erstellen und bearbeiten, benutzen Sie die -h
Option, um den Namen des Hosts anzugeben. Dieser Befehl erstellt und bearbeitet die cluster.conf
Datei auf dem Host:
ccs -h host [options]
Um eine Cluster-Konfigurationsdatei auf einem lokalen System zu erstellen und zu bearbeiten, benutzen Sie die
-f
Option des ccs
Befehls, um den Namen der Konfigurationsdatei anzugeben, wenn Sie eine Cluster-Operation ausführen. Sie können diese Datei nach Belieben benennen.
ccs -f file [options]
Nachdem Sie die Datei lokal erstellt haben, können Sie diese mithilfe der
--setconf
Option des ccs
Befehls auf einen Cluster-Knoten übertragen. Auf einem Host-Rechner im Cluster wird die Datei cluster.conf
benannt und im /etc/cluster
Verzeichnis abgelegt.
ccs -h host -f file --setconf
Für weitere Informationen über die Verwendung der
--setconf
Option des ccs
Befehls siehe Abschnitt 5.15, »Verbreiten der Konfigurationsdatei auf den Cluster-Knoten«.
5.1.2. Anzeigen der aktuellen Cluster-Konfiguration
Wenn Sie zu irgendeinem Zeitpunkt während der Erstellung eines Cluster-Konfigurationsdatei die aktuelle Datei anzeigen möchten, verwenden Sie den folgenden Befehl unter Angabe eines Knotens im Cluster als Host:
ccs -h host --getconf
Falls Sie Ihre Cluster-Konfigurationsdatei auf einem lokalen System erstellen, können Sie die
-f
Option anstelle der -h
Option angeben, wie in Abschnitt 5.1.1, »Erstellen der Cluster-Konfigurationsdatei auf einem lokalen System« beschrieben.
5.1.3. Angeben des ricci-Passworts mit dem ccs-Befehl
Damit Sie den
ccs
Befehl dazu nutzen können, Kopien der cluster.conf
Datei an die Knoten im Cluster zu verbreiten, ist es erforderlich, dass ricci auf den Cluster-Knoten installiert ist und läuft, wie in Abschnitt 2.13, »Überlegungen zu ricci
« beschrieben. Die Verwendung von ricci erfordert ein Passwort, wenn Sie zum ersten Mal von einem bestimmten Rechner aus mit ricci interagieren.
Falls Sie auf dem von Ihnen verwendeten Rechner noch kein Passwort für eine ricci Instanz auf einem bestimmten Rechner angegeben haben, werden Sie zur Eingabe dieses Passworts aufgefordert, wenn der
ccs
Befehl es benötigt. Alternativ können Sie die -p
Option verwenden, um ein ricci Passwort auf der Befehlszeile anzugeben.
ccs -h host -p password --sync --activate
Wenn Sie die
cluster.conf
Datei mithilfe der --sync
Option des ccs
Befehls an alle Knoten im Cluster verbreiten und Sie dabei ein ricci Passwort im Befehl angeben, wird der ccs
Befehl dieses Passwort für jeden Knoten im Cluster verwenden. Falls Sie auf den einzelnen Knoten jedoch verschiedene ricci Passwörter festlegen möchten, können Sie die --setconf
Option mit der -p
Option verwenden, um die Konfigurationsdatei nacheinander an alle Knoten einzeln zu verbreiten.
5.1.4. Ändern von Cluster-Konfigurationskomponenten
Verwenden Sie den
ccs
Befehl, um Cluster-Komponenten und Ihre Parameter in der Cluster-Konfigurationsdatei zu konfigurieren. Wenn Sie eine Cluster-Komponente zur Datei hinzugefügt haben und die Parameter dieser Komponente später verändern möchten, müssen Sie die definierte Komponente entfernen und sie mit den geänderten Parametern wieder hinzufügen. In den einzelnen Abschnitten dieses Kapitels finden Sie Informationen darüber, wie Sie dies für die jeweiligen Komponenten erreichen.
Die Parameter der
cman
Cluster-Komponente bieten eine Ausnahme von diesem Verfahren zur Modifizierung von Cluster-Komponenten. Um diese Parameter zu ändern, führen Sie die --setcman
Option des ccs
unter Angabe der neuen Parameter durch. Beachten Sie, dass durch die Angabe dieser Option alle Werte, die Sie nicht explizit festlegen, auf ihre Standardwerte zurückgesetzt werden, wie in Abschnitt 5.1.5, »Befehle, die vorhergehende Einstellungen überschreiben« beschrieben.
5.1.5. Befehle, die vorhergehende Einstellungen überschreiben
Mehrere Optionen des
ccs
Befehls überschreiben beim Festlegen von Eigenschaften die vorherigen Einstellungen. Dies bedeutet, dass Sie den ccs
Befehl mit einer dieser Optionen ohne Angabe von Einstellungen eingeben können und es werden alle Einstellungen auf die Standardwerte zurückgesetzt. Diese Optionen lauten:
--settotem
--setdlm
--setrm
--setcman
--setmulticast
--setaltmulticast
--setfencedaemon
--setlogging
--setquorumd
Um beispielsweise alle Eigenschaften des Fencing-Deamons zurückzusetzen, können Sie den folgenden Befehl ausführen.
# ccs -h hostname --setfencedaemon
Beachten Sie jedoch, dass, wenn Sie einen dieser Befehle verwenden, um eine Eigenschaft neu einzustellen, die anderen Eigenschaften des Befehls wieder auf die Standardwerte zurückgesetzt werden. Zum Beispiel können Sie den folgenden Befehl verwenden, um die
post_fail_delay
Eigenschaft auf 5 zu setzen:
# ccs -h hostname --setfencedaemon post_fail_delay=5
Wenn Sie nach Ausführen dieses Befehls den folgenden Befehl ausführen, um die
post_join_delay
Eigenschaft auf 10 zurückzusetzen, wird die post_fail_delay
Eigenschaft auf den Standardwert zurückgesetzt:
# ccs -h hostname --setfencedaemon post_join_delay=10
Um sowohl die
post_fail_delay
als auch die post_join_delay
Eigenschaften neu einzustellen, geben Sie beide auf dem gleichen Befehl ein, wie im folgenden Beispiel:
# ccs -h hostname --setfencedaemon post_fail_delay=5 post_join_delay=10
Für mehr Information über die Konfiguration von Fencing-Geräten siehe Abschnitt 5.5, »Konfigurieren von Fencing-Geräten«.
5.1.6. Überprüfung der Konfiguration
Wenn Sie mit dem
ccs
Befehl die Cluster-Konfigurationsdatei erstellen und bearbeiten, wird die Konfiguration automatisch anhand des Cluster-Schemas auf ihre Gültigkeit überprüft. Ab der Red Hat Enterprise Linux 6.3 Release prüft der ccs
Befehl die Konfiguration anhand des Cluster-Schemas unter /usr/share/cluster/cluster.rng
auf demjenigen Knoten, den Sie mithilfe der -h
Option spezifizieren. Bislang verwendete der ccs
Befehl stets das Cluster-Schema, das im ccs
Befehl integriert war, also /usr/share/ccs/cluster.rng
auf dem lokalen System. Wenn Sie die -f
Option verwenden, um das lokale System zu spezifizieren, so verwendet der ccs
Befehl nach wie vor das Cluster-Schema /usr/share/ccs/cluster.rng
, das im ccs
Befehl enthalten war, auf dem lokalen System.