Kapitel 24. Installation auf ein Datenträgerimage
Dieses Kapitel beschreibt die Erstellung von angepassten, bootfähigen Images mehrerer verschiedener Typen sowie verwandte Themen. Die Imageerstellung und die Installation kann entweder manuell erfolgen in einem Vorgang, der einer normalen Festplatteninstallation entspricht, oder kann automatisiert werden mithilfe einer Kickstart-Datei und des Werkzeugs livemedia-creator.
Falls Sie das manuelle Verfahren wählen, können Sie die Installation interaktiv im grafischen Installationsprogramm durchführen. Das Verfahren ähnelt der Installation mit einem Red Hat Enterprise Linux-Bootmedium und dem grafischen Installationsprogramm. Bevor Sie die Installation beginnen, müssen Sie jedoch manuell eine oder mehrere Imagedateien anlegen.
Automatisierte Festplattenimage-Installationen mit livemedia-creator haben eine gewisse Ähnlichkeit mit Kickstart-Installationen mit Netzwerkboot. Um dieses Verfahren zu nutzen, müssen Sie eine gültige Kickstart-Datei vorbereiten, die von livemedia-creator zur Durchführung der Installation verwendet wird. Die Imagedatei wird automatisch erstellt.
Beide Verfahren zur Festplattenimage-Installation erfordern eine separate Installationsquelle. In den meisten Fällen ist es am besten, ein ISO-Image der Red Hat Enterprise Linux-Binär-DVD zu verwenden. In Kapitel 1, Herunterladen von Red Hat Enterprise Linux finden Sie weitere Informationen über den Erhalt von Installations-ISO-Images.
Wichtig
Es ist derzeit nicht möglich, ein Installations-ISO-Image von Red Hat Enterprise Linux ohne weitere Vorbereitungen zu verwenden. Die Installationsquelle für eine Festplattenimage-Installation muss genauso vorbereitet werden, wie dies auch bei einer normalen Installation der Fall ist. In Abschnitt 2.3, »Vorbereiten der Installationsquelle« finden Sie weitere Informationen über die Vorbereitung von Installationsquellen.
24.1. Manuelle Festplattenimage-Installation
Eine manuelle Installation auf ein Festplattenimage wird durchgeführt, indem Sie auf einem vorhandenen System das Anaconda-Installationsprogramm ausführen und eine oder mehrere Imagedateien als Installationsziele angeben. Weitere Optionen können verwendet werden, um das Installationsprogramm weiter zu konfigurieren. Eine Liste verfügbarer Optionen erhalten Sie mit dem Befehl
anaconda -h
.
Warnung
Die Imageinstallation mit Anaconda birgt potenzielle Risiken, da das Installationsprogramm auf einem bereits installierten System verwendet wird. Zwar sind derzeit keine Fehler bekannt, die Probleme verursachen könnten, doch es ist theoretisch möglich, dass dieses Verfahren das System ernsthaft beschädigt. Die Installation auf Festplattenimages sollte immer auf Systemen oder virtuellen Maschinen erfolgen, die eigens zu diesem Zweck bereitgestellt werden, und nicht auf Systemen mit wichtigen Daten.
Dieser Abschnitt liefert Informationen über das Erstellen leerer Festplattenimages und über die Verwendung des Anaconda-Installationsprogramms, um Red Hat Enterprise Linux in diese Images zu installieren.
24.1.1. Vorbereiten eines Festplattenimages
Der erste Schritt zur manuellen Installation auf ein Festplattenimage besteht in der Erstellung einer oder mehrerer Imagedateien. Diese werden später anstelle von physischen Speichergeräten als Installationsziele verwendet. In Red Hat Enterprise Linux können Sie ein Festplattenimage mit dem folgenden Befehl erstellen:
$
fallocate -l size name
Ersetzen Sie size durch einen Wert, der die Größe des Images angibt (z. B.
10G
oder 5000M
) und name durch den Namen der zu erstellenden Datei. Um beispielsweise eine 30 GB große Imagedatei namens myimage.raw
anzulegen, führen Sie den folgenden Befehl aus:
$
fallocate -l 30G myimage.raw
Anmerkung
Sie können für den
fallocate
-Befehl die Größe der zu erstellenden Datei auf verschiedene Arten angeben, je nach verwendetem Suffix. Details zur Angabe der Größe finden Sie auf der man-Seite für fallocate(1)
.
Die Größe der erstellten Imagedatei bildet die Kapazitätsgrenze für Partitionen, die Sie während der Installation anlegen. Das Image muss mindestens 3 GB groß sein, wobei die tatsächlichen Platzanforderungen in den meisten Fällen darüber hinausgehen. Die genaue Größe, die Sie zur Installation benötigen, hängt davon ab, welche Software Sie installieren möchten, wie viel Swap-Space Sie zuweisen und wie viel verfügbaren Speicherplatz Sie nach der Installation brauchen. Weitere Details zur Partitionierung finden Sie in:
- Abschnitt 6.10.4.5, »Empfohlenes Partitionsschema« für AMD64- und Intel 64-Systeme
- Abschnitt 11.10.4.5, »Empfohlenes Partitionsschema« für IBM Power Systems-Server
- Abschnitt 15.10.3.5, »Empfohlenes Partitionsschema« für IBM System z
Nachdem Sie eine oder mehrere leere Imagedateien erstellt haben, fahren Sie mit Abschnitt 24.1.2, »Installieren von Red Hat Enterprise Linux auf einem Festplattenimage« fort.
24.1.2. Installieren von Red Hat Enterprise Linux auf einem Festplattenimage
Wichtig
Setzen Sie Security Enhanced Linux (
SELinux
) in den Modus "permissive" (oder "disabled"), bevor Sie angepasste Images mit Anaconda erstellen. Siehe Red Hat Enterprise Linux 7 SELinux Benutzer- und Administratorhandbuch für Informationen über das Einstellen der SELinux
-Modi.
Um die Installation auf ein Festplattenimage zu starten, führen Sie den folgenden Befehl als
root
aus:
#
anaconda --image=/path/to/image/file
Ersetzen Sie /path/to/image/file durch den vollständigen Pfad zu der Imagedatei, die Sie zuvor angelegt haben.
Sobald Sie diesen Befehl ausgeführt haben, wird Anaconda auf Ihrem System starten. Die Installationsoberfläche ist genau dieselbe wie bei einer normalen Installation (Booten des Systems von einem Red Hat Enterprise Linux-Datenträger), allerdings startet die grafische Installation sofort und überspringt dabei das Bootmenü. Aus diesem Grund müssen Bootoptionen als zusätzliche Parameter zum
anaconda
-Befehl angegeben werden. Eine vollständige Liste der unterstützten Befehle erhalten Sie durch Ausführen von anaconda -h
auf einer Befehlszeile.
Eine der wichtigsten Optionen ist
--repo=
, mit der Sie eine Installationsquelle angeben können. Diese Option verwendet dieselbe Syntax wie die Bootoption inst.repo=
. Siehe Abschnitt 20.1, »Konfigurieren des Installationssystems im Bootmenü« für weitere Informationen.
Wenn Sie die Option
--image=
verwenden, wird nur die angegebene Imagedatei als Installationsziel verfügbar. Keine anderen Geräte werden im Installationsziel-Dialog sichtbar sein. Falls Sie mehrere Festplattenimages verwenden möchten, müssen Sie die Option --image=
mehrmals für jede Imagedatei separat angeben. Zum Beispiel:
#
anaconda --image=/home/testuser/diskinstall/image1.raw --image=/home/testuser/diskinstall/image2.raw
Mit dem obigen Befehl wird Anaconda gestartet, und beide angegebenen Imagedateien werden im Installationsziel-Bildschirm als Installationsziele verfügbar gemacht.
Optional können Sie den Imagedateien für die Installation auch benutzerdefinierte Namen zuweisen. Um einer Imagedatei einen Namen zuzuweisen, fügen Sie
:name
am Ende des Imagedateinamens hinzu. Um beispielsweise eine Imagedatei unter /home/testuser/diskinstall/image1.raw
zu verwenden und diesem den Namen myimage
zuzuweisen, führen Sie den folgenden Befehl aus:
#
anaconda --image=/home/testuser/diskinstall/image1.raw:myimage